Montag, 27. September 2010

Wieder daheim!

Wir sind wieder zu Hause! 6 Wochen Ghana sind vorbei - wir werden so vieles vermissen: die Menschen, das Wetter, Plantane-Chips, frische Ananas, "Hey white Lady!" - Ausrufe, Dauergehupe auf den Straßen und, und, und. Aber wir freuen uns hier in Deutschland auch auf vieles: Familie, Freunde, schlaglöcherlose Straßen, verkehrssichere Autos, richtiges Brot, richtige Nudeln, fließende Klospülungen und, und, und...
Obwohl wir zwischenzeitlich mal fast "die Krise" bekommen haben, waren wir am Ende recht wehmütig, dass die Zeit schon um ist.

Goodbye am Flughafen

Unser Abschlussabend fing mit einem Abendessen im Melting Moments an, danach waren wir mit unseren Ghanaern noch in einer Bar und haben im Regen getanzt:-)



 










Unsere letzte Woche

Am Samstag sind wir dann zu unserer letzten Reise in den Norden aufgebrochen. Dazu hatte Rebecca ganz früh am Morgen unsere Tickets gekauft, damit wir uns nachmittags auf die 14stündige Busfahrt nach Tamale machen konnten. Unsere gesamte Reise war im Folgenden geprägt von Warten, unbequemen Sitzpositionen, Schlaglöchern, zu kalten Bussen und wieder Warten. Deshalb war sie leider etwas nervenaufreibend, und die wenigen wirklich schönen Momente können den Aufwand und den Stress der Reise leider nicht ganz wieder gut machen. Aber ein paar Highlights haben wir schon erlebt:-)

Nach der ersten langen schrecklichen Busfahrt kamen wir Sonntag früh um 6 in Tamale an und beschlossen, noch heute irgendwie nach Larabanga zu kommen, wo wir übernachten wollten, da Dorf nah beim Natinonalpark ist. Am Nachmittag sollte da auch noch ein Bus hingehen, sodass wir den halben Tag noch nutzten, um ein wenig durch Tamale zu laufen. Tamale wirkte an dem Sonntagmorgen wie ausgestorben, es ist so viel kleiner als Accra, dass man fast alles zu Fuß erreichen kann. In einem kleinen "Park" beendeten wir dann die Arbeiten an Lisas Haaren.  Sie hatte schon während der Busfahrt angefangen, ihre Rastas zu öffnen und so fand dann am Vormittag der Endspurt statt. Was da alles an Echthaar mit rauskam, war im ersten Moment schon ein wenig erschreckend, aber wenn man sich überlegt, wie lange sie sich nicht gekämmt hatte, auch nicht groß verwunderlich. Danach sah sie fast wieder normal aus;-) Zum Haarewaschen hatten wir allerdings keine Gelegenheit...

In großer Hitze ging es dann am Nachmittag 4 Stunden über unglaublich schlaglöcherreiche Straßen nach Larabanga, wo wir im Dunkeln schon von den Zwillingsbrüdern der dortigen Unterkunft erwartet wurden. Im ersten Moment wirkten sie nur freundlich und sehr hilfsbereit. Wir wurden vor die Wahl gestellt: Entweder auf dem Dach für 5 Cedi oder im Zimmer für 10 Cedi schlafen. Die Mehrheit unserer 4er-Gruppe war für das Dach (ich nicht^^), deshalb ließen wir uns auf das Abenteuer ein. Bevor wir allerdings schlafen gingen, bekam jede von uns ihren persönlichen Ghanaer an die Seite gestellt, der uns nicht mehr von der Seite weichen sollte. Angeblich dürfen Weiße nicht alleine im Dorf hin- und herlaufen. Aber das war echt unheimlich, zumal sie es immer wieder schafften, uns zu trennen. Wir liefen kreuz und quer im Dunkeln durch das ganze Dorf, weil sie uns etwas hier und etwas da zeigen wollten. Am gruseligsten war der Weg über’s freie Feld zu einem magischen Stein. Immer wenn wir in einer Reihe liefen und mit Absicht nur Deutsch quatschten, verwickelten sie uns einzeln wieder in irgendwelche Themen und variierten ihr Tempo. Es wirkte wirklich fast einstudiert, ihr Verhalten. Wir hatten echt keine Ahnung, was wir davon halten sollten. Es war definitv komisch. Nachdem wir sie dann davon überzeugt hatten, dass wir wirklich müde waren, durften wir dann auch schlafen gehen. Die Nacht war schrecklich. Saukalt (normalerweise strahlt der Boden nachts noch genug Wärme ab, aber Dach ist nun mal Dach), feucht, keine Decken und Viecher ohne Ende. Als es früh halb 6 war, waren wir so glücklich, aufstehen zu können. Dabei haben wir auch gesehen, wie blutig zumindest mein Teil des Lakens von den Moskitostichen war... An meinen Beinen war das Resultat dann auch an den folgenden Tagen noch sehr deutlich sichtbar.

Wir standen so früh auf, weil es in den Mole Nationalpark gehen sollte.

Speedos Gefährt


Von Larabanga aus brachte uns das "Speedo-Shuttle" die 6 km bis nach Mole. Dort bekamen wir dann für eine zweistündige Tour einen Ranger. Diese Wanderung kann man definitiv als den Höhepunkt unseres Trips in den Norden bezeichnen. Wir sahen so viele Tiere und erlebten tolle Natur! Green Monkeys, Red Monkeys, Riesenameisen und Termiten, Antilopen, Paviane, Wasserböcke, Warzenschweine - uuuuuuuuund einen Elefant. Angeblich leben mehrere hundert in dem Park und man hat immer riesiges Glück, wenn man einen sieht. Das skurrile an der Situation ist allerdings, dass in dem Park selbst viele Familien der Mitarbeiter in Häusern wohnen und der Elefant quasi einfach im Vorgarten rumgetrampelt ist:-)



Nach der Tour waren wir verdreckt und glücklich und wollten mit Speedo zurück nach Larabanga fahren. Es war erst zeitiger Vormittag und wir hatten noch die Hoffnung, am selben Tag nach Tamale zu kommen.
Die Speedo-Tour wurde allerdings eine Tortur, weil ein riesiger Tropenregen losbrach und wir nur auf einer Art Hänger saßen. Wir sind in unseren Sachen geschwommen! Und der Dreck vom Weg ist immer schön mit hochgespritzt... Dann hat Speedo auch noch seine Sonnenbrille verloren und wir mussten anhalten, damit er zurückfahren und sie aufsammeln konnte. Warum er die dabei hatte, ist sowieso fraglich, aber für manche Menschen ist es eben nie zu dunkel, um cool zu sein...
Wieder in Larabanga war vom Ende des Regens keine Spur zu sehen, wir waren pitschnass, ebenso der Großteil unserer Klamotten. Durch den Schlamm auf den Straßen würde auch kein Fahrzeug mehr zurückfahren, also saßen wir fest. Na super, da hatten wir dann noch jede Menge Zeit, die wir mit unseren neuen Freunden verbringen konnten! Den Nachmittag haben wir dann Carolas Haaren gewidmet - Hilfe bekamen wir dabei von vielen einheimischen Mädels, die alle gleichzeitig an Carolas Haaren rumwerkelten und ihr so einige Schmerzen bereiteten. Dafür war sie in weniger als einer Stunde zöpfchenfrei. Danach habe ich Carola und auch Lisa die Haare gewaschen und die ganze Kindermasse hat fasziniert zugeschaut, was die Obrunis da mit ihren Haaren machen. Auf die Dankeschön-Lollis haben sie sich übrigens wie die Bekloppten gestürzt, Wahnsinn, wie da der Futterneid durchkam.

Abends hatten wir dann zum Glück ein Dach über'm Kopf und wir standen auch nachts schon wieder um kurz nach 3 auf, weil der Bus nach Tamale früh um 4 kommen sollte. Er kam dann auch irgendwann mit einiger Verspätung. Die Krönung unseres Larabanga-Ausfluges war jedoch noch die Tatsache, dass man Rebecca nachts ihre Turnschuhe geklaut hatte, die sie zum Trocknen draußen unterm Vordach stehen gelassen hatte. Wir wollten echt nur noch weg aus diesem Dorf. Also zurück nach Tamale, dort sind wir dann gleich in ein Hotel für die Nacht, wo wir zum ersten Mal fließendes Wasser genießen konnten, auch wenn es nur ein dünner Strahl war. Hier war das Wetter natürlich wieder super und wir verbrachten den Nachmittag im Cultural Centre, wo wir nocheinmal viel Handwerkskunst erstanden hatten.
Ein kleiner Poser

Nach einem zeitigen Abendessen im Restaurant wollten wir dann auch früh schlafen gehen, aber Rebecca hatte noch beschlossen, ihre Haar aufzumachen. Also halfen wir da noch ein Stündchen mit, bis uns um kurz nach 9 echt die Augen zugefallen sind und wir den Rest auf den nächsten Morgen verschoben hatten. Da standen wir auch schon wieder um halb 5 auf, weil der Bus zurück nach Accra gehen sollten. Wir verbrachten dann also den ganzen Tag im Bus zurück. Ich persönlich fand die Fahrt am Tag um einiges besser.

Den Donnerstag haben wir dann mit Ausschlafen und diversen kleinen Erledigungen herumbekommen. Beauty Salon und letzte geschneiderte Sachen abholen. Auch in der Mall waren wir ein letztes Mal, wo wir dann noch Basti kennenlernten, ein neuer Prakti aus Nürnberg.
Freitag verabschiedeten wir uns dann vom Meer, indem wir nocheinmal am Labadi-Beach waren. Wir bekamen noch einen kleinen Sonnenbrand und fuhren dann am frühen Nachmittag zurück, weil unsere Abschiedsfeier am Abend stattfinden sollte.

Die vorletzte Woche

In unserer vorletzten Woche (13.-17.09.) sind wir nach Taifa umgezogen. Dort haben wir bei "Ma" gewohnt, um ein wenig Familienleben mitzubekommen. Ma ist Direktorin einer Nursery-School und wir wohnten quasi direkt in der Schule. Die Kinder waren von 2 bis 6 Jahre alt, vergleichbar mit einer Art Vorschule also. Jeden Tag ab 7 kamen die Kinder, deshalb gingen unsere Tage recht früh los. In Ghana werden Schuluniformen getragen und Disziplin wird noch mit dem Rohrstock gelehrt. Wir haben uns allerdings geweigert, den Stock zu mehr als zum Zeigen von Tafelbildern zu verwenden. Die Quittung dafür war dann, dass uns die Kinder komplett auf der Nase herumgetanzt sind. Also ein grundlegend anderes Erziehungssystem. Auch die Lehrer verlassen zwischendurch immer mal wieder die Klasse, wenn sie was anderes zu erledigen haben. Es gibt grob festgelegte Pausenzeiten und einen mit der Hand geschriebenen Lehrplan für die aktuelle Woche.


Die Woche war anstrengend, aber auch lehrreich und unterhaltsam. Wir haben versucht, den Kindern auch etwas beizubringen. Carolas Klassenlehrerin schlief öfter mal auf ihrem Tisch ein, sodass es an Carola war, ihre Kinder zum Matchen von Gegenständen oder Lesen von Wörtern an der Tafel zu animieren. Ich versuchte mich bei einer kleineren Klasse zum Beispiel mit dem Beibringen von Reimen und Zählen von 1 bis 50. Die Kinder mochten uns sehr, wir wurden ständig "Madame!" gerufen, aber sie hörten eben nicht auf uns. Es wird in Ghana genauso gepetzt, geärgert und gerauft wie in Deutschland manchmal, nur dass die Strafen hier anders sind.
Als wir dann am Freitag die Kamera ausgepackt haben, sind die Kinder fast durchgedreht, soviel Unsinn wollten sie für die Kamera machen. Wenn der Blitzlosging, haben sie angefangen, zu kreischen und hin und her zu rennen, einfach unglaublich.
Ja!!! Ein Fotoblitz:-)
 Das Leben bei Ma war für uns eine Umstellung, weil wir vorher ziemlich unabhängig gewohnt haben und machen konnten, was wir wollten. Jetzt wohnten wir etwas außerhalb und es gab jemanden, der sich um uns sorgte, wenn wir abends nicht früh genug heimkamen. Was an dem Dienstag der Fall war, als Sun sein Abschlussessen in der Stadt hatte. Wir haben uns gefühlt wie 14 als wir halb 12 am Hoftor standen und warteten, dass Ma uns noch reinließ. Das Problem war, dass sie so lange wach bleiben musste, um uns noch zu öffnen und sie steht jeden Tag vor 6 auf... Trotzdem war das echt ein komsiches Gefühl:-)
Die ganze Woche über gab es viel ghanaisches Essen für uns, dass extra nicht allzu scharf gekocht wurde. Wir aßen viele neue Dinge, lernten einiges schätzen und anderes verbuchten wir als einmalige Erfahrung. Es gab z.B. Süßkartoffeln mit Fisch und Soße, Coco-Yum-Brei mit Fisch und Tomate, Stew aus den Blättern der Coco-Yam-Pflanze, Fufu mit Soße und Fisch und Fleisch, Reis, Reis, Reis...

Wird nicht zu unseren Lieblingsgerichten gehören...
Soviel also zu dieser Woche.

Am Freitag fuhren wir dann wieder zurück nach Kotobaabi und abends ging es dann noch auf eine AIESEC-Party bei einer AIESECerin zu Hause. Diese Partys laufen auch fast so ab wie bei uns, nur dass die Ghanaer auch wirklich tanzen. Auch die Kerle. Und das wie der Wahnsinn. Was bei uns schon als verruchtes Tanzen gilt, ist dort einfach normal. Jeder tanzt mit jedem und zwar eng. Wir haben uns mit unseren deutschen Hüftbewegungen wahrscheinlich total zum Löffel gemacht und bereuten es, nicht früher mit unserem Tanztraining in Ghana angefangen zu haben! Aber Spaß hatten wir trotzdem:-)

Parson, Rebecca, Anne
Maclean, Carola

Freitag, 17. September 2010

Hey, wir leben noch.
Ein naechster Eintrag folgt hoffentlich ganz bald. Morgen verreisen wir in den Norden und in einer WOche machen wir uns schon wieder auf den Rueckweg.
Gruesse!

Sonntag, 12. September 2010

Der totale Tiefpunkt

Heute gibt es nur einen Blogeintrag zum gestrigen Tag. Es war unser bisher schlimmster. Unglaublich. Wir waren noch nie so genervt, enttäuscht und schlecht drauf. Bisher war hier nämlich echt alles in Ordnung.

Es ging los mit dem Aufstehen. Carola und mir war schon von früh an etwas komisch. Wir haben ein wenig geschwächelt. Außerdem habe ich einen Ausschlag bei mir entdeckt. Den muss ich jetzt erstmal beobachten.
Trotzdem wollten wir mit Lisa und den neuen Praktis an den Strand fahren, nach Kokrabite. Der soll dort wunderschön sein. Wir wollten uns um 11 im berüchtigten Kaneshi treffen, Aaron wollte auch mitkommen und uns um 10 abholen. Er rief dann mit 30 Minuten Verspätung an, dass er heute lernen würde. Na toll, dachten wir, und machen uns mit dieser Verspätung auf den Weg. Die anderen waren alle schon da. Lisa uns Katharina kannten wir ja schon, aber neu angekommen waren noch Bea aus Stuttgart und Parson aus Nigeria. Von einem AIESECer hatte Lisa gehört, dass wir nach Kasoa fahren sollten. Von dort sollte es dann im Taxi weitergehen. Ungefähr 10 Minuten, bevor wir unser Ziel erreichten, sah ich schon eine sich abzweigende Straße mit dem Hinweis "Kokrabite". Aber das wird schon passen. In Kasoa angekommen, mussten wir dann zwei Taxen nehmen und 10 Cedi (!) zahlen. Und natürlich fuhren wir den halben Weg, auf dem wir gekommen waren, wieder zurück. Sehr gut. Carola, Bea und ich waren in einem Taxi, die anderen im zweiten. Wir wurden dann an komplett anderen Stellen am Kokrabite-Beach abgesetzt. Die anderen bei einem völlig überfüllten, wir bei einem kleinen Resort, das aber nicht das sein konnte, von dem wir gehört hatten. Das haben die Taxifahrer dann ein wenig versaut.
Wir beschlossen dann, uns "getrennt" zu amüsieren und uns dann zur Rückfahrt wieder zu treffen. Das war echt das Dümmste, was man machen kann. Drei weiße Mädels alleine an einen Strand, dessen Besucher fast ausschließlich einheimische Typen waren, die Volleyball spielten. Wir setzten uns mit extra viel Abstand in den Sand und Carola ging gleich ins Wasser, Bea wollte Muscheln sammeln, ich lag und las. Nach zwei Seiten blickte ich mich um und sah, dass Carola im Wasser von 8 Typen belagert wurde, Bea nur (!) von 3, die unbedingt mit ihr Fotos machen wollten. Die ganze Meute kam dann auch mit zu unseren Handtüchern und wollte alles über uns wissen. Wie das hier eben manchnal so ist. Handynummern, Mailadressen, Facebook... Einladungen zu Treffen, sofort Freunde werden... Das ganze Programm, aber in 200%iger Ausführung. So schlimm und nervend war das noch nie. Wenn man denen erklärt, man will sich einfach entspannen und hat keine Lust zum Reden, werfen sie dir vor, du hast was gegen sie. Und abwimmeln lassen sie sich auch nicht. Mein persönlicher Favorit war der eine Typ, der Carola vollkommen ernst fragte, ob ich ihre Schwester oder Mutter sei...
Carola bewahrte sich trotzdem ihr Lächeln
Wir verließen dann nach gerade mal einer Stunde fast fluchtartig den Strand. Die anderen würden auch wieder mit zurückkommen. Nach einigen Hin und Her mit Taxen wurden wir dann zur Trotro-Station gebracht. Wir fragten den Mate, ob es zum Circle fuhr, was er bejahte. Als wir dann wieder in Accra waren, bemerkten wir jedoch ziemlich schnell, dass das Trotro irgendwo anders hinfuhr. Nach mehrmaligem Nachfragen ließ uns das Trotro dann immerhin irgendwo raus, wo wir weiter zum Circle konnten.
Im Gedränge vor den Trotros, merke ich plötzlich, wie ein Typ in meiner HOSENtasche wühlt und schon dabei ist, mein Handy rauszuziehen. Dabei schaute er ganz unbeteiligt und unschuldig in der Gegend umher. Ich war ebenso perplex wie Carola beim letzten Mal und sagte nur laut: "Sorry???", dann musste ich den anderen ins Trotro folgen. Noch total geschockt stieg ich ein und sagte den anderen, was gerade los war. Daraufhin schaute Carola in ihre Handtasche und tatsächlich: Ihr Handy war schon weg. So ein Mist. Und später kann man sich diese geklauten Dinger wieder auf der Straße kaufen. Ihre Sim-Karte war auch sofort tot. Zum Glück nur ihre ghanaische.
Danach war die Stimmung richtig am Boden. Wir haben auch sämtlichen Ghanaern im Trotro erzählt, was passiert war. Und beim Aussteigen sieht Lisa doch dann tatsächlich, wie einer der Passagiere Parsons Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche zieht. Als sie das dann laut gesagt hat, tat der Typ so, als habe er das Portmonee gerade auf der Sitzbank liegen sehen.
Zu dieser Zeit tat uns Bea auch schon leid, denn es war ihr erster Tag in Ghana.
Als wir uns dann am Circle zu unserem Newtown-Car durchschlugen, fassten uns auch wieder besonders viele Menschen an und riefen nach uns. Vor allem die Handyverkäufer fielen uns ins Auge. Angeblich "swappen" (tauschen) sie die und verkaufen sie dann. Jaja.
Wir wollten dann alle zu uns fahren, um abends noch einem halbwegs schönen Abschluss mit Essengehen zu haben. Aber noch etwas passierte: Wir blieben mit unserem Trotro liegen. Zum ersten Mal. Waa war das nur für ein Tag? Zum Glück war schnell ein Ersatzfahrzeug da, in das Carola und ich vorne einstiegen. Und welcher Aufkleber stach uns vom Amaturenbrett direkt ins Auge? "DON'T GIVE UP!" - was dann einigermaßen hysterische Lachkrämpfe bei uns auslöste. Immerhin. Viel schlimmer wurde es dann nicht mehr.
Abends ging's dann noch nach Osu zum Essen und danach wollte Lisa noch mit zu uns kommen, um in unserer Bar noch etwas trinken zu gehen. Wir tranken jeder ein 625ml-Star-Bier und waren dadurch auch schon platt. Carola und Lisa wollten noch eben in unser Internetcafé, weil Lisa gerne noch eine Note erfahren wollte. Ich ging schon hoch. Als die beiden wiederkamen und ich neugierig fragte "Und?", kam als Antwort "Wir sind so blöd!". Jedem Studenten der Uni Augsburg sollte der Satz "Kein Zugriff auf STUDIS täglich von 00.30 - 1.00 Uhr wegen Wartungsarbeiten!" etwas sagen. Es war bei uns aber 2 Stunden früher. Na toll. Und wie der Zufall es wollte, fiel die Internetzeit der beiden genau auf halb 11 bis 11 Uhr abends.

Das war's dann jetzt aber. Heute Abend ziehen Carola und ich um nach Taifa. Dort wohnen wir bei einer Gastmutter, die gleichzeitig auch die Headmasterin der dortigen Schule ist. Das heißt, nächste Woche werden wir mit Kindern arbeiten!!!

Wir grüßen euch nun wieder gut gelaunt und sind uns sicher, es kann nur noch bergauf gehen :-)

Carola & Anne

Freitag, 10. September 2010

Kumasi

Am Mittwoch sind wir frueh augestanden, um 7 Uhr aus dem Haus zu kommen. Um 8 wollten wir uns mit Lisa und der neuen Katharina (sie ist am Montag angekommen) an der Neoplan Station treffen um nach Kumasi zu fahren. Da wir nicht wussten, wo die Station war haben wir uns wie immer durchgefragt. Ein Nigerianer hat uns dann bis hin begleitet. Lisa und Katharina standen im Stau und so mussten wir erstmal eine dreiviertel Stunde warten, wurden jedoch vom Nigerianer unterhalten. Unter Anderem damit, dass er die Ghanaer schlecht gemacht hat. Lustig ist, dass die Ghanaer den gleichen Mist ueber die Nigerianer erzaehlen.
Als die Beiden dann endlich eingetroffen sind, haben wir uns in den guenstigsten Kleinbus gesetzt und gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Gegen halb elf sind wir dann endlich losgekommen. Die Fahrt war recht angenehm, verglichen zur Rueckfahrt aus Nzulezo. Kurz nach Vier waren wir dann in Kumasi.

Kumasi
Eigentlich hatten wir vor, uns an diesem Tag das Kulturzentrum anzuschauen. Dort gibt es ein Museum ueber die geschichte der Ashanti und man kann Handwerker dabei beobachten, wie sie Schmuck, Trommeln, Koerbe, Masken, Kleidung etc. herstellen. Aber dafuer war es dann schon zu spaet, als wir das Zentrum dann etwa 5 Uhr gefunden hatten. Also haben wir noch kurz einen Abstecher auf den riesigen Markt gemacht und sind dann in unser Hostel, haben unsere Sachen abgelegt und sind dann essen gegangen. Pizza und Nudeln. Wenn man bedenkt, dass Ghanaer weder wissen, wie man ordentliche Pizza zubereitet, noch normale Nudeln haben, war es sehr lecker.

Warten auf's Essen
 Nachdem unsere Baeuche wohl gefuellt waren, haben wir uns auf den Weg zurueck zum hostel gemacht. Unsere Zimmer waren bis auf ein bisschen Schimmel an der Decke gar nicht so uebel. So gut, wie in dieser Nacht haben wir schon sehr lange nicht mehr geschlafen, obwohl irgendwelche Maenner mitten in der Nacht angefangen haben, sich auf der Strasse lauthals zu streiten.
Am naechsten Morgen haben wir uns dann auf den Weg zum Markt gemacht. Der ist wirklich riesig. und ich bin sicher wir haben nichtmal ein 5tel davon gesehen. Die Stoffsektion allein hat uns etwa 2 Stunden gekostet.

"Nein, ich bin leider nicht bei Facebook... Sorry..."

Es war ueberall eng und stinkig. Das Abwasser laeuft teilweise direkt unter den "Wegen" entlang. Und da schwimmt wirklich alles drin herum. Nach etwa drei Stunden Markt haben wir uns erneut auf gemacht, um das Kulturzentrum zu finden. Das Problem ist, dass Ghanaer keine Karten lesen koennen, geschweige denn ueberhaupt lesen. Strassennamen verwenden sie auch nicht. Das macht die Orientierung recht schwer, aber geschafft haben wir es trotzdem. Im Kulturzentrum haben wir dann unter Anderem zugeschaut, wie Anne's Ohringe hergestellt, traditionelle Trommeln geschliffen und ausgehoelt und T-Shirts bedruckt wurden. Gehandelt wurde auch wieder fleissig, als es dann letztendlich um den Kauf der vielen schoenen Dinge ging.
Auf diesem Gelaende gab es auch ein Restaurant, in dem wir dann Mittag gegessen haben.
Spezialanfertigung für Anne

Überall sieht man Bewegung auf dem Boden
 Danach haben wir uns dann auf den Weg zur Busstation nach Accra gemacht. Nachdem wir erst einen neuen klimatisierten Bus fuer 10 Cedi nehmen sollten, haben wir uns dann fuer die guenstigere, 5,50 Variante in einem engeren Gefaehrt entschieden. Gottseidank hielt sich auch die Wartezeit in Grenzen. Auf der Rueckfahrt hatten wir dann auch beste ghanaische Filmunterhaltung. "The return of the snake woman 1&2". Unglaublich empfehlenswert. Die eigentliche Story haben wir nicht ganz verstanden, aber das war auch egal. Als wir dann abends endlich in Accra angekommen sind haben wir uns an einem Stand, relativ nah zum Krankenhaus ein paar chinesische nudeln gegoennt. Waeherend Anne nach ein paar Gabeln kapituliert hat, habe ich irgendwann angefangen vor lauter Schaerfe zu heulen. Fertig vom Tag, haben wir uns dann einfach nur noch ins Bett fallen gelassen.
Heute Morgen waren wir kurz bei userer Schneiderin, weil sie noch ein paar Fragen hatte. Sie meinte sie haette schon ein paar Sachen fertig genaeht, wenn wir nach dem mittag nocheinmal kommen wuerden. Gesagt, getan. Nach einer Portion Fufu haben wir unsere fertigen Kleider begutachtet. Ich glaube sie war sehr stolz auf ihr Werk. Wahrscheinlich haetten meine Kleider den Afrikanern sogar gefallen.
Anne hingegen hatte ein bisschen mehr Glueck. Ihre Schnitte waren in etwa so wie sie sie wollte und es mussten nur noch ein paar kleinere Aenderungen vorgenommen werden. Wir haben dann also entschieden, den restlichen Nachmittag dort zu verbringen, um sicherzugehen, dass die Kleider uns dann hinterher auch passen. Das hat dann auch alles prima geklappt. Ein Kleid von mir sieht jetzt sogar so aus, dass ich es auf der Strasse tragen koennte. Anne's sahen schon vorhher tragbar aus.
Heute ist der letzte Tag vom Ramadan und die Muslime feiern ueberall.
Es ist gleich wieder Essenszeit. Also macht es gut.
Bis die Tage,
Anne-Yaa & Carola-Yaa

Dienstag, 7. September 2010

Nachdem wir euch beim letzten Mal angekündigt hatten, wir wollen noch etwas essen gehen, sei euch jetzt auch genau erzählt, was: DÖNER! Wir haben das Schild schon öfter bei uns in der Nähe stehen sehen und dachten uns, dass nun die Zeit gekommen wäre. Und wir wurden nicht enttäuscht! Für ghanaische Verhältnisse war es sogar richtig lecker. Das Dönerbrot war leider aus, deshalb gab es Pizzabrot, was dann so eingerollt war. Die Füllung bestand aus Geflügel, ein paar Gurken und Salat sowie Soßen. Dazu gab's frische Pommes und wir waren zufrieden:-)

Nachdem wir den Samstag Vormittag noch ganz unserem Projekt gewidmet haben, wollte Sharon am Nachmittag mit uns zum Haus ihres Vaters nach Koforidua nehmen. So verbrachten wir den ganzen Nachmittag wartend auf ihren Anruf, der dann um kurz nach 7 abends auch endlich kam. Bis wir dann am Treffpunkt waren, vergingen nochmal 2 Stunden. Doch dann starteten wir wirklich - wir hatten ja schon nicht mehr dran geglaubt. Ihr Vater fährt einen großen Mahindra Scorpio, irgendwas Geländegängiges, was unsere Fahrt recht angenehm verlaufen ließ. Aber die Klimaanlagen! Die werden immer so kalt gestellt, dass wir erst frieren und dann Angst vor einer Erkältung haben. Dieses Phänomen ist aber auch in Gastsätten, Büros usw. zu beobachten.
In Koforidua angekommen, fielen wir nur noch tot ins Bett. Allerdings wurden bei uns diverse Lachkrämpfe ausgelöst, als wir versuchten, die muffligen, stinkigen Bettlaken mit Humor zu nehmen:-)

Nach dem Frühstück am Sonntag wurden wir dann zu einer ghanaischen Männerrunde abgeholt. Angeblich hatten die Herren in der Früh Sport gemacht und genossen nun den schönen Tag. Wir "Obrunis" wurden sofort auf den Stühlen aufgeteilt und dann auch von rechts und links bequatscht. Mein Gesprächspartner hatte schon ein Fähnchen und musste mir beim Reden ständig auf die Schulter klopfen. Da den Wochentagen der Geburt hier eine besondere Bedeutung zukommt, wurden wir auch gleich getauft. Unsere echten Namen interessierten niemanden, und so wurde Lisa zu "Acosia" (=Sonntag), und wir anderen Donnerstagskinder wurden doppelbenannt, damit man uns nicht verwechseln konnte. Rebecca war "Nanee-Yaa", Carola nur "Yaa" und ich "Mamee-Yaa". Wir bekamen also einen guten Einblick in das Alltagsleben und die Trinkgewohnheiten. Es wurde uns dann aber auch schnell zu viel, weil die Kerle wirklich nur noch Blödsinn erzählt haben. Auf unsere anschließende Fahrt bekamen wir von der Hausherrin noch jeder eine Box "Fried Jums" mit, das sind diese Wurzeln (an denen sich Carola vor einiger Zeit versucht hatte), die jedoch frittiert werden und fast wie Kartoffeln schmecken, richtig lecker.


Unser Ausflug sollte nämlich zu den Boti-Wasserfällen gehen. Dank Sharons Kontakten machten wir jedoch noch einen Zwischenstopp am Markt, um endlich Stoffe zu kaufen. Und was für schöne Dinge wir gefunden haben! Die Besitzerin hat mit uns wahrscheinlich ihren Wochenumsatz gemacht...
Die Boti-Falls sind nicht überspektakulär, aber mit ihren 35 Metern Fallhöhe trotzdem beeindruckend. Am Unterhaltsamsten für uns waren jedoch die beiden Inder, die im Wasser posierten. Und was die draufhatten, so in die Richtung: Bauch rein und dann beide Hände hinter den Kopf... Das haben die aber alles vollkommen ernst gemeint!

Nach den Wasserfällen fuhren wir noch zu einem Plateau in der Nähe, auf dass wir auch hinauf klettern konnten. Für Carola war das nicht so leicht, weil sie ein Kleid trug, für mich nicht, da die Leiter ganz schön schwankte und die Höhe nicht unbedingt gering war. Von oben genossen wir dann die Aussicht auf die grünen Täler und unterhielten uns auch mit anderen Deutschen, denen wir begegnet waren.




Wieder zurück im Haus, wurde dann mit Sharon ghanaisch gekocht. Das sollte angeblich ganz schnell gehen, dauerte dann aber wieder etwas über zwei Stunden... Es gab Beef-Sauce (feine Rinderstücken, Möhren, Sauce - lecker!), Stew (Tomateneintopf, leicht scharf, komisches Hühnerfleisch drin) und Groundnut-Soup (Erdnussölmix als Grundlage, dann Diverses: Trockenfisch, Rind mit dicker Fetthaut, Chilis, Zwiebeln, Tomaten...SEHR scharf). Und als Beilage? Natürlich Reis. Ich denke, meine Ausdrücke in Klammern lassen euch vermuten, was wir davon letztendlich gegessen haben.

Links: Beef-Sauce, Rechts: Stew
Abends waren wir dann wieder relativ schnell müde und haben uns wieder dem Duft der Laken ergeben.
Hatte ich schon erwähnt, dass wir fließendes Wasser hatten? Die Dusche am Montagmorgen mit einem großen Duschkopf war trotz des kalten Wassers eine Wohltat. Sharon ließ sich im Salon die Haare flechten. Sie hatte etwas von zwei Stunden gesagt. Dass sie am Ende etwa 5 gebraucht hat, sollte an dieser Stelle niemanden überraschen... Eigentlich wollten wir am selben Tag zurück nach Accra, aber da wir erst am späten Nachmittag zur Cacao-Farm fuhren, die noch auf dem Programm stand, har sich das dann auf heute Morgen um 5 verschoben. Wir haben also gestern noch ganz in der Nähe ein Resort für den Anbau von Kakaobohnen angeschaut und bekamen viele Infos über die verschiedenen Bohnen, wie sie zubereitet werde usw. Leider gab es keine Schokolade:-( Was das S-Wort angeht, bekommen wir langsam regelrecht Entzugserscheinungen... Aber wir bekamen am Ende noch zwei große Kartons mit duftenden Sachen drin geschenkt:-)

Da haben wir mal richtig was gelernt!
Sharon und Lisa
Heute morgen sind wir dann um 4 aufgestanden, um um 5 ein Trotro zurück nach Accra zu nehmen. Sharon hatte nämlich halb 8 Vorlesung. Nachdem wir dann noch bei einer Schneiderin waren, hat der Tag bisher noch nicht allzu viel gebracht. Aber morgen geht's nach Kumasi, also bleibt gespannt...;-)

Ganz viele liebe Grüße

Carola & Anne