Sonntag, 12. September 2010

Der totale Tiefpunkt

Heute gibt es nur einen Blogeintrag zum gestrigen Tag. Es war unser bisher schlimmster. Unglaublich. Wir waren noch nie so genervt, enttäuscht und schlecht drauf. Bisher war hier nämlich echt alles in Ordnung.

Es ging los mit dem Aufstehen. Carola und mir war schon von früh an etwas komisch. Wir haben ein wenig geschwächelt. Außerdem habe ich einen Ausschlag bei mir entdeckt. Den muss ich jetzt erstmal beobachten.
Trotzdem wollten wir mit Lisa und den neuen Praktis an den Strand fahren, nach Kokrabite. Der soll dort wunderschön sein. Wir wollten uns um 11 im berüchtigten Kaneshi treffen, Aaron wollte auch mitkommen und uns um 10 abholen. Er rief dann mit 30 Minuten Verspätung an, dass er heute lernen würde. Na toll, dachten wir, und machen uns mit dieser Verspätung auf den Weg. Die anderen waren alle schon da. Lisa uns Katharina kannten wir ja schon, aber neu angekommen waren noch Bea aus Stuttgart und Parson aus Nigeria. Von einem AIESECer hatte Lisa gehört, dass wir nach Kasoa fahren sollten. Von dort sollte es dann im Taxi weitergehen. Ungefähr 10 Minuten, bevor wir unser Ziel erreichten, sah ich schon eine sich abzweigende Straße mit dem Hinweis "Kokrabite". Aber das wird schon passen. In Kasoa angekommen, mussten wir dann zwei Taxen nehmen und 10 Cedi (!) zahlen. Und natürlich fuhren wir den halben Weg, auf dem wir gekommen waren, wieder zurück. Sehr gut. Carola, Bea und ich waren in einem Taxi, die anderen im zweiten. Wir wurden dann an komplett anderen Stellen am Kokrabite-Beach abgesetzt. Die anderen bei einem völlig überfüllten, wir bei einem kleinen Resort, das aber nicht das sein konnte, von dem wir gehört hatten. Das haben die Taxifahrer dann ein wenig versaut.
Wir beschlossen dann, uns "getrennt" zu amüsieren und uns dann zur Rückfahrt wieder zu treffen. Das war echt das Dümmste, was man machen kann. Drei weiße Mädels alleine an einen Strand, dessen Besucher fast ausschließlich einheimische Typen waren, die Volleyball spielten. Wir setzten uns mit extra viel Abstand in den Sand und Carola ging gleich ins Wasser, Bea wollte Muscheln sammeln, ich lag und las. Nach zwei Seiten blickte ich mich um und sah, dass Carola im Wasser von 8 Typen belagert wurde, Bea nur (!) von 3, die unbedingt mit ihr Fotos machen wollten. Die ganze Meute kam dann auch mit zu unseren Handtüchern und wollte alles über uns wissen. Wie das hier eben manchnal so ist. Handynummern, Mailadressen, Facebook... Einladungen zu Treffen, sofort Freunde werden... Das ganze Programm, aber in 200%iger Ausführung. So schlimm und nervend war das noch nie. Wenn man denen erklärt, man will sich einfach entspannen und hat keine Lust zum Reden, werfen sie dir vor, du hast was gegen sie. Und abwimmeln lassen sie sich auch nicht. Mein persönlicher Favorit war der eine Typ, der Carola vollkommen ernst fragte, ob ich ihre Schwester oder Mutter sei...
Carola bewahrte sich trotzdem ihr Lächeln
Wir verließen dann nach gerade mal einer Stunde fast fluchtartig den Strand. Die anderen würden auch wieder mit zurückkommen. Nach einigen Hin und Her mit Taxen wurden wir dann zur Trotro-Station gebracht. Wir fragten den Mate, ob es zum Circle fuhr, was er bejahte. Als wir dann wieder in Accra waren, bemerkten wir jedoch ziemlich schnell, dass das Trotro irgendwo anders hinfuhr. Nach mehrmaligem Nachfragen ließ uns das Trotro dann immerhin irgendwo raus, wo wir weiter zum Circle konnten.
Im Gedränge vor den Trotros, merke ich plötzlich, wie ein Typ in meiner HOSENtasche wühlt und schon dabei ist, mein Handy rauszuziehen. Dabei schaute er ganz unbeteiligt und unschuldig in der Gegend umher. Ich war ebenso perplex wie Carola beim letzten Mal und sagte nur laut: "Sorry???", dann musste ich den anderen ins Trotro folgen. Noch total geschockt stieg ich ein und sagte den anderen, was gerade los war. Daraufhin schaute Carola in ihre Handtasche und tatsächlich: Ihr Handy war schon weg. So ein Mist. Und später kann man sich diese geklauten Dinger wieder auf der Straße kaufen. Ihre Sim-Karte war auch sofort tot. Zum Glück nur ihre ghanaische.
Danach war die Stimmung richtig am Boden. Wir haben auch sämtlichen Ghanaern im Trotro erzählt, was passiert war. Und beim Aussteigen sieht Lisa doch dann tatsächlich, wie einer der Passagiere Parsons Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche zieht. Als sie das dann laut gesagt hat, tat der Typ so, als habe er das Portmonee gerade auf der Sitzbank liegen sehen.
Zu dieser Zeit tat uns Bea auch schon leid, denn es war ihr erster Tag in Ghana.
Als wir uns dann am Circle zu unserem Newtown-Car durchschlugen, fassten uns auch wieder besonders viele Menschen an und riefen nach uns. Vor allem die Handyverkäufer fielen uns ins Auge. Angeblich "swappen" (tauschen) sie die und verkaufen sie dann. Jaja.
Wir wollten dann alle zu uns fahren, um abends noch einem halbwegs schönen Abschluss mit Essengehen zu haben. Aber noch etwas passierte: Wir blieben mit unserem Trotro liegen. Zum ersten Mal. Waa war das nur für ein Tag? Zum Glück war schnell ein Ersatzfahrzeug da, in das Carola und ich vorne einstiegen. Und welcher Aufkleber stach uns vom Amaturenbrett direkt ins Auge? "DON'T GIVE UP!" - was dann einigermaßen hysterische Lachkrämpfe bei uns auslöste. Immerhin. Viel schlimmer wurde es dann nicht mehr.
Abends ging's dann noch nach Osu zum Essen und danach wollte Lisa noch mit zu uns kommen, um in unserer Bar noch etwas trinken zu gehen. Wir tranken jeder ein 625ml-Star-Bier und waren dadurch auch schon platt. Carola und Lisa wollten noch eben in unser Internetcafé, weil Lisa gerne noch eine Note erfahren wollte. Ich ging schon hoch. Als die beiden wiederkamen und ich neugierig fragte "Und?", kam als Antwort "Wir sind so blöd!". Jedem Studenten der Uni Augsburg sollte der Satz "Kein Zugriff auf STUDIS täglich von 00.30 - 1.00 Uhr wegen Wartungsarbeiten!" etwas sagen. Es war bei uns aber 2 Stunden früher. Na toll. Und wie der Zufall es wollte, fiel die Internetzeit der beiden genau auf halb 11 bis 11 Uhr abends.

Das war's dann jetzt aber. Heute Abend ziehen Carola und ich um nach Taifa. Dort wohnen wir bei einer Gastmutter, die gleichzeitig auch die Headmasterin der dortigen Schule ist. Das heißt, nächste Woche werden wir mit Kindern arbeiten!!!

Wir grüßen euch nun wieder gut gelaunt und sind uns sicher, es kann nur noch bergauf gehen :-)

Carola & Anne

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