Montag, 27. September 2010

Unsere letzte Woche

Am Samstag sind wir dann zu unserer letzten Reise in den Norden aufgebrochen. Dazu hatte Rebecca ganz früh am Morgen unsere Tickets gekauft, damit wir uns nachmittags auf die 14stündige Busfahrt nach Tamale machen konnten. Unsere gesamte Reise war im Folgenden geprägt von Warten, unbequemen Sitzpositionen, Schlaglöchern, zu kalten Bussen und wieder Warten. Deshalb war sie leider etwas nervenaufreibend, und die wenigen wirklich schönen Momente können den Aufwand und den Stress der Reise leider nicht ganz wieder gut machen. Aber ein paar Highlights haben wir schon erlebt:-)

Nach der ersten langen schrecklichen Busfahrt kamen wir Sonntag früh um 6 in Tamale an und beschlossen, noch heute irgendwie nach Larabanga zu kommen, wo wir übernachten wollten, da Dorf nah beim Natinonalpark ist. Am Nachmittag sollte da auch noch ein Bus hingehen, sodass wir den halben Tag noch nutzten, um ein wenig durch Tamale zu laufen. Tamale wirkte an dem Sonntagmorgen wie ausgestorben, es ist so viel kleiner als Accra, dass man fast alles zu Fuß erreichen kann. In einem kleinen "Park" beendeten wir dann die Arbeiten an Lisas Haaren.  Sie hatte schon während der Busfahrt angefangen, ihre Rastas zu öffnen und so fand dann am Vormittag der Endspurt statt. Was da alles an Echthaar mit rauskam, war im ersten Moment schon ein wenig erschreckend, aber wenn man sich überlegt, wie lange sie sich nicht gekämmt hatte, auch nicht groß verwunderlich. Danach sah sie fast wieder normal aus;-) Zum Haarewaschen hatten wir allerdings keine Gelegenheit...

In großer Hitze ging es dann am Nachmittag 4 Stunden über unglaublich schlaglöcherreiche Straßen nach Larabanga, wo wir im Dunkeln schon von den Zwillingsbrüdern der dortigen Unterkunft erwartet wurden. Im ersten Moment wirkten sie nur freundlich und sehr hilfsbereit. Wir wurden vor die Wahl gestellt: Entweder auf dem Dach für 5 Cedi oder im Zimmer für 10 Cedi schlafen. Die Mehrheit unserer 4er-Gruppe war für das Dach (ich nicht^^), deshalb ließen wir uns auf das Abenteuer ein. Bevor wir allerdings schlafen gingen, bekam jede von uns ihren persönlichen Ghanaer an die Seite gestellt, der uns nicht mehr von der Seite weichen sollte. Angeblich dürfen Weiße nicht alleine im Dorf hin- und herlaufen. Aber das war echt unheimlich, zumal sie es immer wieder schafften, uns zu trennen. Wir liefen kreuz und quer im Dunkeln durch das ganze Dorf, weil sie uns etwas hier und etwas da zeigen wollten. Am gruseligsten war der Weg über’s freie Feld zu einem magischen Stein. Immer wenn wir in einer Reihe liefen und mit Absicht nur Deutsch quatschten, verwickelten sie uns einzeln wieder in irgendwelche Themen und variierten ihr Tempo. Es wirkte wirklich fast einstudiert, ihr Verhalten. Wir hatten echt keine Ahnung, was wir davon halten sollten. Es war definitv komisch. Nachdem wir sie dann davon überzeugt hatten, dass wir wirklich müde waren, durften wir dann auch schlafen gehen. Die Nacht war schrecklich. Saukalt (normalerweise strahlt der Boden nachts noch genug Wärme ab, aber Dach ist nun mal Dach), feucht, keine Decken und Viecher ohne Ende. Als es früh halb 6 war, waren wir so glücklich, aufstehen zu können. Dabei haben wir auch gesehen, wie blutig zumindest mein Teil des Lakens von den Moskitostichen war... An meinen Beinen war das Resultat dann auch an den folgenden Tagen noch sehr deutlich sichtbar.

Wir standen so früh auf, weil es in den Mole Nationalpark gehen sollte.

Speedos Gefährt


Von Larabanga aus brachte uns das "Speedo-Shuttle" die 6 km bis nach Mole. Dort bekamen wir dann für eine zweistündige Tour einen Ranger. Diese Wanderung kann man definitiv als den Höhepunkt unseres Trips in den Norden bezeichnen. Wir sahen so viele Tiere und erlebten tolle Natur! Green Monkeys, Red Monkeys, Riesenameisen und Termiten, Antilopen, Paviane, Wasserböcke, Warzenschweine - uuuuuuuuund einen Elefant. Angeblich leben mehrere hundert in dem Park und man hat immer riesiges Glück, wenn man einen sieht. Das skurrile an der Situation ist allerdings, dass in dem Park selbst viele Familien der Mitarbeiter in Häusern wohnen und der Elefant quasi einfach im Vorgarten rumgetrampelt ist:-)



Nach der Tour waren wir verdreckt und glücklich und wollten mit Speedo zurück nach Larabanga fahren. Es war erst zeitiger Vormittag und wir hatten noch die Hoffnung, am selben Tag nach Tamale zu kommen.
Die Speedo-Tour wurde allerdings eine Tortur, weil ein riesiger Tropenregen losbrach und wir nur auf einer Art Hänger saßen. Wir sind in unseren Sachen geschwommen! Und der Dreck vom Weg ist immer schön mit hochgespritzt... Dann hat Speedo auch noch seine Sonnenbrille verloren und wir mussten anhalten, damit er zurückfahren und sie aufsammeln konnte. Warum er die dabei hatte, ist sowieso fraglich, aber für manche Menschen ist es eben nie zu dunkel, um cool zu sein...
Wieder in Larabanga war vom Ende des Regens keine Spur zu sehen, wir waren pitschnass, ebenso der Großteil unserer Klamotten. Durch den Schlamm auf den Straßen würde auch kein Fahrzeug mehr zurückfahren, also saßen wir fest. Na super, da hatten wir dann noch jede Menge Zeit, die wir mit unseren neuen Freunden verbringen konnten! Den Nachmittag haben wir dann Carolas Haaren gewidmet - Hilfe bekamen wir dabei von vielen einheimischen Mädels, die alle gleichzeitig an Carolas Haaren rumwerkelten und ihr so einige Schmerzen bereiteten. Dafür war sie in weniger als einer Stunde zöpfchenfrei. Danach habe ich Carola und auch Lisa die Haare gewaschen und die ganze Kindermasse hat fasziniert zugeschaut, was die Obrunis da mit ihren Haaren machen. Auf die Dankeschön-Lollis haben sie sich übrigens wie die Bekloppten gestürzt, Wahnsinn, wie da der Futterneid durchkam.

Abends hatten wir dann zum Glück ein Dach über'm Kopf und wir standen auch nachts schon wieder um kurz nach 3 auf, weil der Bus nach Tamale früh um 4 kommen sollte. Er kam dann auch irgendwann mit einiger Verspätung. Die Krönung unseres Larabanga-Ausfluges war jedoch noch die Tatsache, dass man Rebecca nachts ihre Turnschuhe geklaut hatte, die sie zum Trocknen draußen unterm Vordach stehen gelassen hatte. Wir wollten echt nur noch weg aus diesem Dorf. Also zurück nach Tamale, dort sind wir dann gleich in ein Hotel für die Nacht, wo wir zum ersten Mal fließendes Wasser genießen konnten, auch wenn es nur ein dünner Strahl war. Hier war das Wetter natürlich wieder super und wir verbrachten den Nachmittag im Cultural Centre, wo wir nocheinmal viel Handwerkskunst erstanden hatten.
Ein kleiner Poser

Nach einem zeitigen Abendessen im Restaurant wollten wir dann auch früh schlafen gehen, aber Rebecca hatte noch beschlossen, ihre Haar aufzumachen. Also halfen wir da noch ein Stündchen mit, bis uns um kurz nach 9 echt die Augen zugefallen sind und wir den Rest auf den nächsten Morgen verschoben hatten. Da standen wir auch schon wieder um halb 5 auf, weil der Bus zurück nach Accra gehen sollten. Wir verbrachten dann also den ganzen Tag im Bus zurück. Ich persönlich fand die Fahrt am Tag um einiges besser.

Den Donnerstag haben wir dann mit Ausschlafen und diversen kleinen Erledigungen herumbekommen. Beauty Salon und letzte geschneiderte Sachen abholen. Auch in der Mall waren wir ein letztes Mal, wo wir dann noch Basti kennenlernten, ein neuer Prakti aus Nürnberg.
Freitag verabschiedeten wir uns dann vom Meer, indem wir nocheinmal am Labadi-Beach waren. Wir bekamen noch einen kleinen Sonnenbrand und fuhren dann am frühen Nachmittag zurück, weil unsere Abschiedsfeier am Abend stattfinden sollte.

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